Holzpellets haben Gas erfolgreich verdrängt

Ein Jahr nach der offiziellen Inbetriebnahme des neu konzipierten Heizwerks der Wärme- und Energiegesellschaft mbH (W-EG) in Gräfenhainichen zeigt sich: "Die Plandaten treffen zu: Wir können den Wärmebedarf der angeschlossenen Haushalte zu circa 70 Prozent aus erneuerbaren Energien decken." Damit ist Christoph Künzel äußerst zufrieden, zumal der Betrieb der aufwändig umgebauten Anlage zuverlässig und nahezu reibungslos funktioniere, erklärt der Bereichsleiter Elektro- und Energietechnik der MIDEWA. 

Seit Anfang November 2024 arbeitet das Heizwerk in der Lindenallee 9 weitgehend auf Basis erneuerbarer Brennstoffe. Gas tritt als fossile Variante in den Hintergrund. Damit konnten die angeschlossenen Haushalte in der Heizperiode 2024/25 erstmals überwiegend mit umweltfreundlich erzeugter Energie versorgt werden. Zwischen Mai und September habe man den Energiebedarf sogar nahezu komplett aus erneuerbaren Quellen decken können, informiert Christoph Künzel.

Mit dem circa 1,5 Millionen Euro teuren Umbau des Heizwerks in der Lindenallee folgt die W-EG, an der die Stadt Gräfenhainichen mit 51 Prozent und die MIDEWA mit 49 Prozent beteiligt sind, gesetzlichen Vorgaben, wonach der Einsatz fossiler Energieträger zurückgefahren werden muss. Der Stadtrat hatte die Umstellung von Gas als Primärenergieträger auf Holzpellets als nachhaltige Variante seinerzeit befürwortet und dem Projekt zugestimmt. Rund 435.000 Euro steuert das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie bei. Die Basis für die Förderung bildete ein Beschluss des Deutschen Bundestages.

"Der Umbau des Heizwerks hat die Fernwärme auch für die Zukunft auf solidere Füße gestellt", unterstreicht Gräfenhainichens Bürgermeister Enrico Schiling. "Für die angeschlossenen Wohnungsunternehmen und damit für die Mieterinnen und Mieter, aber auch für die öffentlichen Gebäude bedeutet das eine bessere Planbarkeit mit Blick auf die Entwicklung der Nebenkosten. Das alles trägt auch zu einer gesteigerten Attraktivität von Wohnquartieren bei. Der darüber hinaus erzielte Effekt, die Einsparung von fossilen Energieträgern und damit die Reduktion von CO2-Emissionen, ist im Hinblick auf zukünftige Herausforderungen ein großer Beitrag für das Klima. Damit kommen wir unserer Verantwortung nach, unsere Stadt auch für zukünftige Generationen als lebens- und liebenswerte Heimat zu übergeben."  

Besonders herausfordernd sei es gewesen, nach dem Umbau das optimale Zusammenspiel beider Energieträger technologisch zu gewährleisten, so der MIDEWA-Bereichsleiter. Und: Die Kunden sollten von der Umstellung nichts mitbekommen und keine Abstriche bei der Wärmeversorgung hinnehmen müssen. Das sei gelungen, freut er sich.

In finanzieller Hinsicht sollte sich der Fokus auf erneuerbare Energiequellen sehr wohl bemerkbar machen. Die Abgaben, insbesondere die CO2-Steuer, dürften - so die Ankündigung der Politik - in nächster Zeit deutlich steigen. Das heißt, herkömmlich erzeugte Energie wird teurer. Hier sei man mit der erneuerbaren Basis klar im Vorteil, wo die Preissteigerung geringer ausfallen werde. "Das", erklärt Christoph Künzel, "ist auch ein Antrieb gewesen, dieses Projekt mit der W-EG umzusetzen - um für die Zukunft besser aufgestellt zu sein und umweltfreundliche Energie anbieten zu können."

Rund 1 200 Tonnen Holzpellets sind im ersten Jahr eingesetzt worden. Daraus wurden circa 5 500 Megawattstunden Wärmeenergie produziert und an die 1 080 Wohneinheiten der W-EG verteilt. 

Christoph Künzel: "Der Umbau des Heizwerkes ist nur der erste Schritt gewesen. Wir erarbeiten gemeinsam mit einem Ingenieurbüro einen Transformationsplan für das gesamte Wärmenetz der W-EG, um es bis 2045 komplett frei von fossilen Energieträgern betreiben zu können", blickt Christoph Künzel voraus. Es gehe im Endeffekt darum, "komplett vom Erdgas wegzukommen".

Für die neue Heizanlage der W-EG werden die großen Pelletsilos und Schornsteine geliefert und per Kran aufgestellt.