Klimafreundlich(er) unterwegs

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Was die MIDEWA tut, um erneuerbare Energien verstärkt zu nutzen / Von Holzpellets über Solaranlagen bis zu hybriden Fahrzeugen / Beispiele aus Rollsdorf, Gräfenhainichen, Köthen (Anhalt) und Stößen

Dass der Betrieb von Kläranlagen jede Menge Energie verbraucht, ist kein Geheimnis. "Deshalb ist es  hier besonders wichtig, Ressourcen zu sparen, wo es sich anbietet, und vor allem erneuerbare Quellen zu nutzen", sagt Christoph Künzel. Er ist Bereichsleiter Elektro- und Energietechnik bei der MIDEWA Wasserversorgungsgesellschaft in Mitteldeutschland mbH. In Rollsdorf betreibt die MIDEWA im Auftrag des Abwasserzweckverbandes (AZV) "Eisleben - Süßer See" die Kläranlage. Hier wird das Abwasser von rund 45 000 Menschen und den einleitenden Betrieben umweltgerecht behandelt. Die Kläranlage arbeitet, so Christoph Künzel, mittlerweile "zu einem sehr großen Teil energieautark". 

Zwei Blockheizkraftwerke und ein Faulturm sorgen dafür, dass umweltfreundlich erzeugte Energie zur Verfügung steht. Das gelinge zu etwa 75 Prozent. Noch verlässlicher soll die Produktion des eigenerzeugten Anteils von Strom und Wärme im kommenden Jahr ausfallen, wenn das zweite Blockheizkraftwerk in Abstimmung mit dem AZV als Eigentümer der Anlage erneuert werden soll. Im Frühjahr 2024 habe man bereits den Motor des ersten Blockheizkraftwerkes erneuert, nun soll 2025 das zweite Blockheizkraftwerk komplett ersetzt werden. So die Pläne. Weitere Überlegungen finden statt, um die Kapazitäten für die Gasproduktion weiter auszubauen.

"Erneuerbare Energien halten längst überall Einzug. Darauf wollen und müssen wir uns als MIDEWA einstellen und gehen diesen Weg proaktiv mit. Doch nicht nur in der Abwasserentsorgung, wo die meiste Energie verbraucht wird, sondern auch beim Betrieb der Trinkwasseranlagen gilt es, verstärkt umweltfreundliche Quellen einzusetzen", schildert Christoph Künzel. 

In Gräfenhainichen zum Beispiel betreibt die MIDEWA über die kommunale Wärme- und Energiegesellschaft (W-EG) seit Anfang November das Heizwerk ergänzend mit Holzpellets. Eine Investition von rund 1,5 Millionen Euro. Der Bund förderte die Investition mit 435.000 Euro. "Die Erfahrungen der ersten Wochen stimmen uns zuversichtlich. Technisch funktioniert die Anlage sehr gut. Wir nehmen jetzt noch ein paar Anpassungen in der Steuerung vor, um den Anteil der mit Biomasse erzeugten Wärme maximal zu nutzen. Damit müssen wir nur noch zu Spitzenlastzeiten auf Erdgas als Energieträger zurückgreifen und nutzen ansonsten weitgehend Holzpellets für die Wärmeerzeugung." 

Während das Heizwerk in der Lindenallee kontinuierlich Wärme erzeugt und das zum Teil auf Basis  erneuerbarer Energieträger, arbeitet die W-EG zusammen mit einem Ingenieurbüro parallel an einem Transformationsplan. Danach soll die Anlage bis spätestens 2045 komplett klimaneutral betrieben werden. Christoph Künzel unterstreicht, dass die Anlage durchaus auch jetzt schon die Kapazität habe, weitere Einwohner und Unternehmen der Stadt mit umweltfreundlich erzeugter Wärme zu versorgen. 

2025 will die MIDEWA, die zu den Erstmitgliedern der Umweltallianz Sachsen-Anhalt gehört und dem Netzwerk damit seit 25 Jahren angehört, auch in Sachen Photovoltaik weiter investieren. "Die erste größere Anlage haben wir auf dem Dach des Wasserwerks in Köthen-Süd installiert, jetzt planen wir ein baugleiches Modell für den Burgenlandkreis in Stößen", kündigt Christoph Künzel an. Die dortige Druckerhöhungsstation verbraucht viel Strom, um das Trinkwasser mit dem optimalen Druck bis in die Haushalte der Umgebung zu fördern. Da die Dachfläche des Gebäudes, in dem die Anlage untergebracht ist, groß genug und frei ist, sollen dort Solarmodule installiert werden. Im Investitionsplan der Niederlassung Saale - Weiße Elster sei das Vorhaben für 2025 berücksichtigt.

Auf kleineren Anlagen, kündigt Christoph Künzel an, installiert die MIDEWA nach und nach sogenannte Balkonkraftwerke, die auch in Privathaushalten verstärkt zum Einsatz kommen und einfach zu montieren sind. 

Die Photovoltaik-Anlage auf dem Dach des Wasserwerks Köthen-Süd ist seit Juni 2023 in Betrieb. Sie verfügt über eine Leistung von 77,4 kWp und ist damit circa zehnmal so groß wie herkömmliche Anlagen für Einfamilienhäuser. Christoph Künzel nennt einen wichtigen Aspekt, warum die MIDEWA überhaupt erneuerbare Quellen in Erwägung zieht: "Durch die Nutzung der Sonnenenergie können wir den CO2-Ausstoß um circa 33 Tonnen jährlich reduzieren." Schon im ersten Jahr konnte durch umweltfreundlich erzeugte Energie circa ein Fünftel des Strombedarfs des Wasserwerks Köthen-Süd gedeckt werden.

Natürlich werde auch die Fahrzeugflotte der MIDEWA immer grüner. Über ein Dutzend Hybridfahrzeuge sowie ein reines Elektrofahrzeug, informiert Christoph Künzel, seien bereits in Betrieb - Tendenz steigend. Durch deren Einsatz werden pro Jahr mehrere Tonnen CO2 eingespart

"Aspekte des Umweltschutzes in unsere Arbeit zu integrieren und damit eine höhere Klimafreundlichkeit zu erwirken, das wird uns in den kommenden Jahren intensiver denn je beschäftigen." Wie der Bereichsleiter der MIDEWA erklärt, sei das ein Thema für alle Tätigkeitsfelder des Unternehmens. 

Gräfenhainichens Bürgermeister Enrico Schilling (li.) bei einem Vororttermin am Heizwerk der kommunalen Wärme- und Energiegesellschaft Gräfenhainichen mbH (W-EG) in der Lindenallee mit dem Geschäftsführer der MIDEWA und W-EG, Uwe Störzner (Mitte), und Projektleiter Christoph Künzel, Bereichsleiter Elektro- und Energietechnik der MIDEWA. Foto: MIDEWA/Heiko Rebsch

Auf dem Dach des Wasserwerks Köthen-Süd stellt eine Photovoltaikanlage umweltfreundlich erzeugte Energie zur Verfügung. Foto: MIDEWA/Heiko Rebsch